Fahrraddemo für sichere und selbständige Teilnahme von Kindern am Straßenverkehr

21.09.20
Kategorie: Verkehrspolitik, Mobilität, Rad in den Medien, Münster (OG)

20.09.2020: Kidical Mass Münster zum Weltkindertag (Foto: Andreas K. Bittner)



Aufbruch Kinder-Fahrrad an der Stubengasse (Foto: Norbert Bieder)



Human Protected Bikelane an der Steinfurter Straße (Foto: Andreas K. Bittner)



Das Bündnis Verkehrswende Münster formierte sich zu einem geschützten Radstreifen (Foto: Kidical Mass Münster)



Mit Begleitfahrzeug an der Kreuzschanze (Foto: Andreas K. Bittner)



Rund 200 Teilnehmende und mindestens die Hälfte waren Kinder (Foto: Andreas K. Bittner)



Auf der Zielgeraden an der Überwasserkirche (Foto: Andreas K. Bittner)



Kidical Mass 2020 (Foto: Stefan Flach)



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Am Sonntag, 20. September fand in Münster die zweite Fahrraddemo des Jahres unter dem Motto “Kinder aufs Rad” statt. Zum Weltkindertag sowie im Rahmen der Europäischen Mobilitätswoche forderten die Organisatoren der Kiddical Mass Münster ein Umdenken in der Verkehrspolitik – auch und vor allem zugunsten der Kleinsten.

 

Wir wollen, dass sich Kinder sicher und selbständig mit dem Fahrrad in unseren Städten bewegen können. Mehr Freiräume haben in Corona-Zeiten eine noch höhere Bedeutung bekommen“, sagte Organisator Stefan Blume.

Während Münster für manche Erwachsene immer noch als „Fahrradstadt“ gilt, gibt es gerade für Kinder und Familien im Stadtverkehr viele Hindernisse: Gehwege sind zugeparkt, müssen aber von den Kleinsten benutzt werden. Ein großes Problem sind fehlende Sichtbeziehungen: Kurvenparken und unübersichtliche Straßenkreuzungen führen dazu, dass Kinder nicht (oder zu spät) gesehen werden und selbst den Straßenraum nicht gut überblicken können. Dort, wo Kinder den Radweg benutzen müssen, ist die Radwegeinfrastruktur fast nie auf die Bedürfnisse von Kindern ausgerichtet. 

Politik und Verwaltung tun viel zu wenig, um die Situation zu verbessern. Aktuelle Maßnahmen wie die Rotfärbung von Fahrradstraßen, die dennoch für den Durchgangsverkehr geöffnet sind, oder bloße Markierungen auf viel befahrenen Straßen reichen bei weitem nicht aus“, so Daniel Hügel von der Kidical Mass Münster

Platz das für die junge Fahrrad-Generation 

Die Kidical Mass Münster startete diesmal um 15 Uhr auf der Stubengasse. Rund 200 Teilnehmerïnnen aller Altersklassen – rund die Hälfte davon Kinder – fuhren in einer fröhlich-entspannten Fahrraddemo rund 8,5 sonnige Kilometer durch die Innenstadt. Damit waren sie Teil einer rasant wachsenden Bewegung, denn in mehr als 100 europäischen Städten waren Kinder, Jugendliche und Familien –  auf Fahr- und Laufrädern, im Lastenrad oder im Anhänger unterwegs. Anlass waren der Weltkindertag sowie die Europäischen Mobilitätswoche .

In Münster ist die Initiative Kidical Mass seit spätestens Juni 2019 ein Begriff und dank des Engagements von Stefan Blume und Daniel Hügel eine bunte Ergänzung im kritischen Mobilitätsmix der „Fahrradstadt“. Das wurde zuletzt am 15. August sichtbar. Bei trockenem Wetter und warmen Temperaturen fuhr die Kidical Mass durch Münster. Ca. 160 Teilnehmerïnnen, darunter viele Kinder und Jugendliche, brachen damals nach einer engagierten Auftaktveranstaltung zu ihrer Fahrrad-Demo auf.

Ganz im Zeichen der anstehenden Kommunalwahl hatte diese am frühen Nachmittag an den Aaseekugeln mit der Übergabe von fast 1.200 Petitionsunterschriften (aktueller Stand: 1.211) an die Münsteraner Oberbürgermeister-Kandidaten begonnen. Corona-bedingt war der erste Termin im März 2020 abgesagt worden.

Kinder- und fahrradfreundliche Städte. Nächste Tour am 25. Oktober 

Würde ich mein Kind hier allein mit dem Rad fahren lassen? An dieser Frage muss sich eine Stadt messen lassen“, sagt Organisator Stefan Blume. „Die Städte müssen die selbständige Mobilität von Kindern und Jugendlichen ermöglichen sowie kinderfreundliche Lebensräume schaffen. Dazu benötigt es ein progressives Vorgehen, so wie es Städte wie Utrecht oder Paris vormachen.“ 

In Münster fuhr die Kidical Mass übrigens zeitweise entlang einer so genannten Human Protected Bikelane. Das Bündnis Verkehrswende Münster hatte an der Steinfurter Straße als Symbol für bessere Radwege und eine Umverteilung des Straßenraums einen vorübergehenden Fahrradweg auf einer der Autospuren an der Steinfurter Straße (Höhe Araltankstelle) eingerichtet. Der 11jährige Kirsi gefiel die Durchfahrt in diesem Abschnitt besonders gut und fragte sich: „Warum gibt es das eigentlich nicht häufiger?“

Zum Abschluss der Tour lud Organisator Stefan Blume alle Teilnehmerïnnen zur nächsten Kidical Mass am 25. Oktober ein. Vermutlich wird es kurz vor Jahresende noch eine weitere Kidical Mas geben, die mit viel Licht und weihnachtlicher Stimmung die Münsteranerïnnen für mehr (generationengerechten) Radverkehr begeistern soll. 

Die Kidical Mass hat zwar ihren Namen in Anlehnung an die Critical Mass, ist aber ansonsten eine angemeldete Demo, bei der Kinder, Jugendliche und Familien mitfahren. 


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