Münster STADTRADELN: Abschluss mit Zoo-Direktorin

04.10.20
Kategorie: Rad in den Medien, Mobilität, Münster (OG)

Abschluss Stadtradeln: Gruppenfoto am 2. Oktober 2020 im Rathausinnenhof (Bild: ADFC Münsterland)



Auftakt Stadtradeln: Oberbürgermeister Markus Lewe wirbt gemeinsam mit Zoodirektorin Dr. Simone Schehka (r.) und Türmerin Martje Saljé für die Aktion STADTRADELN. (Bild: Stadt Münster)



Kleine Belohnung: Fahrradtaschen für 21 komplett autofreie Tage (inklusive eigenem Umzug) für Simone Schehka. (Bild: Andreas K. Bittner)



Fahrradfreund Lewe (l.) mit Team-Captain Jörg Basler (Bild: Andreas K. Bittner)



"Das goldene Rad" – für die meisten Team-Kilometer; stellvertretend entgegengenommen von Christopher Sabotke, UKM (Bild: Andreas K. Bittner)



Plakatmotiv Stadtradeln 2020 (Bild: Stadt Münster)



Aufbruch Stadtradeln – Feierabendtour zu aktuellen Radverkehrsprojekten mit dem Fahrradbüro (Bild: ADFC Münsterland)



Feierabendtour mit Fahrradbüro und ADFC im August 2020 (Bild: Stadt Münster)



Das städtische "Team Fahrradbüro" mit Verkehrsplaner Michael Milde (links) und Stadtradeln-Koordinator Malte Konrad (ganz rechts) auf der frisch fertiggestellten Fahrradstraße Lindberghweg anlässlich einer Feierabendtour zum Stadtradeln Münster (Bild: Andreas K. Bittner)



Bei der ersten Auflage des Stadtradelns kamen über 900.000 Kilometer in Münster zusammen (Bild: Stadt Münster)


In diesem Jahr nehmen 1.482 deutsche Kommunen am STADTRADELN teil. Vom 5. bis 25. August 2020 war nun erstmalig auch die Fahrradstadt Münster dabei. In 21 Tagen radelten 4.096 Münsteranerïnnen, die sich in 342 Teams zusammengeschlossen hatten, exakt 914.414 Kilometer. An diesem Freitag (2. Oktober) prämierte Oberbürgermeister Markus Lewe die Gewinner (leider nur Männer) dieses spielerischen Wettbewerbs im Rathaus. Und die neue Direktorin des Allwetterzoos berichtete von ihrem autofreien Umzug mit dem Lastenrad.

 

Stadtradeln ist eine Kampagne des internationalen Netzwerks Klima-Bündnis­ unter dem Motto: Radeln für ein gutes Klima. Ziel ist es, Menschen in einer Kommune zu motivieren, innerhalb von 21 Tagen möglichst viele Kilometer mit dem Fahrrad zurückzulegen. Jeder Teilnehmende kann die zurückgelegten Kilometer per App erfassen oder auf der Webseite eintragen. "Wir möchten insbesondere für die Menschen, die bislang noch zögern, auf Alltags- und Pendlerstrecken das Rad zu nutzen, durch die Teilnahme am Wettbewerb den Anreiz erhöhen, die Vorteile der Fahrradmobilität zu entdecken", sagte Stadtbaurat Robin Denstorff zum Kampagnenauftakt.

Das Team ADFC & friends aktivierte 65 Mitradelnde (acht weitere hatten wohl vergessen, ihre Kilometer einzutragen). Mit einer durchschnittlichen Leistung von 376 km pro Kopf und 24.420 Gesamtkilometern reichte dies am Ende für Platz 3 in der Team-Wertung – knapp vor der Provinzial und dem Bischöflichen Generalvikariat Münster. In der ADFC-internen Wertung lagen zwei Radlerinnen ganz vorn – Jutta aus Mecklenbeck mit satten 1.173 km persönlicher Leistung, gefolgt von Marianne aus Amelsbüren, die 987 km schaffte. Dahinter zwei Hiltruper Aktive mit 802 bzw. 764 Kilometern. Die durchschnittliche 21-Tage-Leistung aller teilnehmenden Münsteranerïnnen lag bei 225 Kilometern pro Kopf.

Diese Zahlen mögen als Vergleich dienen, um besser einordnen zu können, welch unfassbaren Leistungen die prämierten Radfahrer und Teams auf den Asphalt brachten:

  • Dirk Bronner (Team „Praxis Piusallee“), bester Einzelradler mit 3.644 km
  • Martin Albrecht (Team „Alexradelt“), zweitbester Einzelradler mit 2.761 km
  • Marcus Paul („Offenes Team Münster“), drittbester Einzelradler mit 2.640 km

Da konnte ein konsequenter Alltagsradler und langjähriger ADFC-Aktivist (Stadtradeln-Leistung: 305,3 km) nur staunen:

Oha, 3644 km, geteilt durch 21 Tage (3 Wochen) ergibt einen Tagesschnitt von 173,52 km, bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von sagen wir mal 33 km/h saß der gute Mann 5,26 Stunden ununterbrochen im Sattel. Kein Kaffee aus der Tasse, keine Schnitzel mit Jägersoße, das tue ich mir nicht an! – Aber: tolle Leistung“

Das Universitäts-Klinikum Münster (UKM) war mit rund einem Dutzend verschiedener Teams angetreten. Team-Captain Christopher Sabotke hatte die Truppe „Uniklink Münster & Medizinische Fakultät“ mit 181 aktiven Gesundheitsradlerïnnen gemeldet, die mit 34.595 Gesamtkilometern am Ende vorne lag. Er nahm den „Wanderpokal“ – ein vergoldetes Laufrad – entgegen; damit ist klar – und von Lewe und Denstorff indirekt bestätigt, dass Münster auch im Jahr 2021 wieder stadtradelt. (Übrigens: neben dem Fun- und Fahrradfaktor sollte der Klimaaspekt der Kampagne nicht vergessen werden. Die UKM-Mannschaft sparte über 5 Tonnen CO2 ein.)

BaslerBikes“, mit Team-Captain Jörg Basler aus Gievenbeck – Motto: Wir leben Radfahren – schaffte die höchste Durchschnittsleistung: die 17 Team-Mitglieder fuhren rein rechnerisch 826 Radkilometer pro Kopf. Im Gespräch mit Oberbürgermeister Markus Lewe, der sich für die Veranstaltung viel Zeit genommen hatte und als versierter Alltagsradfahrer mit den Preisträgern fachsimpelte, freute sich der Münsteraner Fahrradhändler Basler: „Für mich ist das die beste Werbung – vor allem, weil in meinem Team viele Kunden mitgefahren sind.“ Nachdem Lewe über seine Urlaubstouren von Kopenhagen nach Berlin und einer Alpenüberquerung von Augsburg nach Bozen berichtet hatte, lobte auch Stadtbaurat Robin Denstorff (sein Dezernat hatte das Stadtradeln koordiniert) Münsters Premiere beim Stadtradeln. Und auch sonst habe man in den letzten Jahren einiges bei der Radinfrastruktur angeschoben – und bekanntlich seien weitere Projekte in der Pipeline. Er selbst fahre täglich mit dem Rad zur Arbeit, wäre aber bereits nach fünf Minuten am Ziel.

Stadtradeln mit radverkehrspolitischer Komponente

Vermutlich passiert Denstorff dabei häufiger den Alten Fischmarkt. Hier war es interessant auf die Zwischentöne zu hören. Lewe sprach über schwierige Situationen in der Altstadt; konkret über Alter Fischmarkt und die Hörster Straße. Hier könne man sich vorstellen, dass dem Autoverkehr künftig Raum genommen werde. Im munteren Gespräch mit Dr. Simone Schehka, (neue) Direktorin des Allwetterzoos, erwähnte der Auch-Cargobiker Lewe die erfolgreiche kommunale Kaufprämie für Lastenräder und dachte laut über deren (unzureichend) Abstellsituation nach. 

Zoodirektorin Dr. Simone Schehka war – neben Türmerin Martje Saljé – als diesjähriger „Stadtradeln-Star“ angetreten. Diese dürfen 21 Tage lang kein Auto von innen sehen. (Damit ist der absolute Autoverzicht für drei Wochen gemeint – und nicht das Tragen einer Augenbinde, wie ein ADFC-Witzbold vermutete.) Simone Schehka zu ihrem Engagement:

Als Mitglied von Münsters Allianz für Klimaschutz setzt sich der Allwetterzoo intensiv mit Fragen der Nachhaltigkeit auseinander. Privat versuche ich auch heute schon, viele Wege mit dem Rad zurückzulegen.“ Drei Wochen ohne Auto mobil zu sein, das war für sie mit einer besonderen Herausforderung verknüpft, da sie im Stadtradelzeitraum ihren Umzug bewältigen musste. „Auch als Mitfahrerin in kein Auto steigen zu dürfen, ist ein echter Härtetest.“ Münster Marketing hatte ihr ein Lastenrad zur Verfügung gestellt – damit habe das gut geklappt.

Gute Kooperation mit dem Fahrradbüro

Der ADFC Münsterland hatte seit vielen Jahren gefordert, dass die Stadt sich am Stadtradeln beteilige. Andreas K. Bittner vom ADFC lobte die gute Kooperation mit dem städtischen Fahrradbüro, dessen Mitarbeiter Malte Konrad das erste Stadtradeln effizient und kreativ organisierte. Am 25. August hatten ADFC und Fahrradbüro gemeinsam zu einer 25 Kilometer langen Feierabendour durch Münster eingeladen, um aktuelle Radverkehrsprojekte zu erfahren. Auch wenn dabei einige rotgefärbte Hot Spots ausgelassen wurden, lobten die stadtradelnden Bürgerïnnen am Ende der fast dreistündigen Tour den Meinungsaustausch mit der Verwaltung. Nebenbei kamen weitere 500 Wettbewerbskilometer zusammen. Bittner Fazit:

Der ADFC freut sich, dass die Stadt Münster bei der 13. Auflage des Stadtradelns mitgemacht hat und wir dies unterstützen durften. Übrigens: Freiburg ist nicht dabei, in Karlsruhe der Landkreis. Wir freuen uns, dass immerhin 23 Parlamentarierïnnen teilgenommen haben – denn gute Radinfrastruktur muss man selbst erfahren. Schlechte im Übrigen auch. Wir freuen uns noch mehr über das große und diverse Engagement von Unternehmen und Arbeitgebern – Stadtradeln ist ein wichtiger motivationaler Bestandteil der betrieblichen Radverkehrsförderung.“

Bestens motiviert für 2021

Nachdem ein corona-konformes Gruppenfoto auf dem Platz des Westfälischen Friedens gemacht war, plauderten die Gewinner noch mit Organisator Konrad. Kritik gab es an der App des Klima-Bündnis, Jörg Baseler schlug eine Schnittstelle (API) zur Trainings- und Tracking-App Strava vor, die von vielen Radsportlern genutzt würde. Christopher Sabotke vom UKM hätte es gut gefunden, wenn nachträglich Gruppen zusammengelegt werden könnten, dann wäre die Leistung der Uniklinik sicher noch eindrucksvoller gewesen. Schon jetzt können Untergruppen gebildet werden – beim ADFC fuhr u.a. das Team von Lasse – dein Lastenrad mit und steuerte 2.672 Kilometer bei.

Auch die Öffentlichkeitsarbeit könnte in Münster noch intensiviert werden – trotz der Litfaßsäulen Werbung mit einem frischen Fahrradmotiv. Der Drittplatzierte Paul meinte, dass Radfahrende in vielen Münsterland-Kommunen schon am Ortseingang auf das Stadtradeln hingewiesen würden; in Münster habe man zu wenig auf die Aktion aufmerksam gemacht. Die Motivation für eine Neuauflage stimmt – so werden im nächsten Jahr sicherlich über eine Millionen Kilometer zusammenkommen ­entspräche übrigens einer CO2-Vermeidung von 150 Tonnen.

In zahlreichen ADFC Ortsgruppen im Münsterland läuft Stadtradeln noch. Sobald auch hier alle Kilometer geradelt sind werden wir dazu berichten.


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