Radreise nach Mützenich bei Monschau
Die erste Radreise, die unser Kreisverband organisiert hat, führte in die Eifel. Unsere Tourenleiter haben ein Tagebuch über die 5-tägige Radreise erstellt. Die Mitradler*innen haben tolle Fotos gemacht, die wir in diesem Radreisebericht aufgenommen haben.
(1) Der Vennbahn-Radweg bei Aachen
Das deutsch-belgische Grenzgebiet hat viel zu bieten: Das Hohe Venn mit seinen Moorlandschaften, das historische Städtchen Monschau, der Nationalpark Eifel, gute Radwege und schöne Geschichten.
Montag, 07.09.2020
Über den Vennbahn-Radweg nach Mützenich
Vom Bahnhof Aachen-Rothe Erde verkehrte ehemals die Vennbahn bis nach Luxemburg. Heute wird der Bahndamm als Fernradweg genutzt. Die erste Etappe des Bahntrassenweges ist eine der schönsten. Vom Bahnhof geht es bald raus aus dem dicht besiedelten Stadtteil durch grüne Landschaften.
(2) Viadukt am Vennbahn-Radweg
Über spektakuläre Viadukte mit atemberaubenden Aussichten, vorbei an charmanten Städtchen und alten, verwunschenen Bahnhöfen. Die Wege sind breit und in einem guten Zustand. Es gibt keine Drängelgitter und wenige Straßenüberquerungen. Zu Recht wurde die Route vom ADFC als Qualitätsradroute mit vier Sternen ausgezeichnet. Es geht immer leicht bergauf, ohne dass wir die Steigungen wirklich spüren. Bis zu unserem Hotel in Mützenich ist ein Höhenunterschied von rund 400 Höhenmetern zu überwinden. Der Monschauer Ortsteil ist einerseits als Golddorf bekannt. Im Rahmen des Wettbewerbes „Unser Dorf soll schöner werden“ wurde Mützenich mehrmals ausgezeichnet. Andererseits ist der Ort eine ehemalige Schmugglerhochburg gewesen. „Unser wunderschönes Schmugglerdorf am Rande des Hohen Venns“ heißt es deshalb auf den Ortseingangstafeln Den Schmugglern wurde sogar ein Denkmal gesetzt, und zwar am alten Zollamt an der Grenze zu Belgien.
(3) Schmugglerdenkmal in Mützenich
Von 1945 bis 1953 blühte der Kaffeeschmuggel. Vielfach stammten Schmuggler und Zöllner aus gleichen Dörfern oder waren sogar verwandt. Im Eifeler Ort Schmidt wurde die während des Krieges zerstörte Kirche St. Hubertus mit Spendengeldern aus dem Kaffeeschmuggel wieder aufgebaut. Im Volksmund heißt sie daher auch St. Mokka.
Dienstag, 08.09.2020
Rund um Monschau
In rasanter Fahrt ging es zunächst steil ab nach Monschau. Die historische Altstadt erinnert heute noch an die Tuchmacher des 17. Jahrhunderts. Durch die Tuchmacherindustrie wurde die Stadt sehr reich.
(4) Die Altstadt von Monschau
Auf einer Stadtführung erfuhren wir, dass protestantische Tuchmacher aus Aachen vertrieben wurden und sich auch in Monschau niederließen. Sie ermöglichten auch den Bau der Stadtkirche. Sie wurde in 1789 erbaut. Ihr Turm ist gut 100 Jahre älter. Wie kann das sein? Des Rätsels Lösung ist: Der Turm stammt von einer Kirche aus Köln-Mülheim, die infolge eines Hochwassers zerstört wurde. Von der evangelischen Kirchgemeinde wurde die Kuppel verkauft und nach Monschau transportiert. Der überwiegende Teil der Monschauer sind jedoch katholisch. Es ist deshalb auch kein Wunder, dass man auf den meisten Häusern der historischen Altstadt die Schriftzüge der Sternsinger (C+M+B, verbunden mit der jeweiligen Jahreszahl) entdeckt. Findige Investoren aus Belgien sollen das genutzt haben. Denn Häuser, die seit Jahren keine Haussegen erhalten hatten, schienen unbewohnt zu sein. Das eine oder andere Haus soll auf dieser Weise an den neuen Eigentümer sehr preiswert übergegangen sein. Nach der interessanten Stadtführung und einen Bummel durch die Altstadt haben wir mit dem Rad die nähere Umgebung erkundet. Ein Paradies für Radfahrer. Durch das Stadtgebiet führen drei Radwanderwege. Neben dem Vennbahn-Radweg gibt es den RurUfer-Radweg, der das Hohe Venn mit der Mündung der Rur in die Maas verbindet. Und die Eifel-Höhen-Route führt als Rundkurs um den Nationalpark Eifel.
Mittwoch, 09.09.2020
Brackvenn, Botrange, Kaiser-Karls-Bettstatt
Bei strahlendem Sonnenschein starten wir von Mützenich in das Brackvenn, ein Moorgebiet an der deutsch-belgischen Grenze. Wir riskieren einen kurzen Blick in diese beeindruckende Moorlandschaft. Die hölzernen Stege laden zur Wanderung ein. Doch unser Ziel ist ein anderes und zwar der höchste Punkt Belgiens. Auf dem Weg dorthin begegnen uns Wildschweine, Gott sei Dank nur aus Metall. Der „Signal de Botrange“ ist 694 Meter hoch und bietet einen unbeschreiblichen Ausblick über das Hohe Venn. Er wurde durch einen Turm künstlich auf über 700 Meter aufgestockt.
(5) Künstlicher Hügel hinter dem Turm
In der Nähe befindet sich auch das Naturparkzentrum Botrange. Hier kann man sich gut über die Entwicklung der Vennlandschaft informieren. Der weitere Weg führt uns rund um Sourbrodt in die belgische Brauerei „Belgium Peak Beer“. Frei übersetzt: das "Bier aus belgischer Höhe". Das Bier ist wahrlich zu empfehlen. Dieses nur in kleinen Mengen, da wir ja noch Rad fahren wollen. Frisch gestärkt ging es durch das Hohe Venn zurück auf den Vennbahnweg. Unterwegs machen wir im Le Café in Küchelscheid für einen Cappuccino Rast. Hier fühlt man sich wie im eigenen Garten.
(6) Le Café
Auf dem Rückweg nach Mützenich, statten der Kloster Reichenstein einen Besuch ab und erkunden Kaiser-Karls-Bettstatt. Es sind zwei riesengroßen Felsblöcke. Der Sage nach sollen sie einmal Kaiser Karl dem Großen als Nachtlager gedient haben.
(7) Kaiser-Karls-Bettstatt
Als ihm, auf der Bettstatt liegend, einer seiner Bediensteten gegen die Kälte eine Kopfbedeckung hinhielt, soll er entgegnet haben: „Mütze nich“
Donnerstag, 10.09.2020
Höfen, das Monschauer Heckenland
Eine Besonderheit in der Hocheifel. Auf den Hochflächen der Eifel herrscht ein raues Klima mit starken Westwinden. Deshalb prägen außergewöhnlich hohe Haushecken das Ortsbild von Höfen.
(8) Meterhohe Hecken in Höfen
Mit den eingeschnittenen Tür- und Fensteröffnungen sind diese lebenden Mauern, eine landschaftliche Besonderheit. Sie schützen Haus und Hof vor den kalten Westwinden. Die Pflege der Hecken ist sehr aufwendig und wird finanziell unterstützt.
(9) Höfener Heckenweg
Der Höfener Heckenweg ist insgesamt ca. 5 km lang. Die verkürzte Rundwegvariante von von etwa 3 km ist mit dem Fahrrad gut zu befahren.
Freitag, 11.09.2020
Quer durch die Eifel zurück ins Bergische Land
Nach vier schönen und erlebnisreichen Tagen, nahmen wir Abschied von Mützenich und machten uns mit dem Gepäck auf den Heimweg. Geplant war, ab Kall mit der Bahn zurück zu reisen. Da wir gut durchtrainiert waren, kam der Vorschlag auf, durch die schöne sonnige Eifel bis nach Bergisch Gladbach durch zu radeln. Es sind “nur” 88 Km, meinte Andreas. Wir schaffen das! Er sollte Recht behalten. Allerdings sind es ein paar Kilometer mehr geworden, was wir später fest stellten. Wir haben schnell umdisponiert und Kall links liegen gelassen. Über den Vennbahn-Radweg ging es zunächst zurück in Richtung Aachen. In Simmerath sind wir ins Tal der Kall abgebogen. Ein idyllisches dicht bewaldetes Gebiet.
(10) Auf dem Weg durch das Tal der Kall
An der Kalltalsperre legten wir eine Rast ein. Anschließend fuhren wir durch den Hürtgenwald, verbunden mit einem kräftigen Anstieg auf einem Schotterweg.
(11) Die Kalltalsperre
Nach einer Mittagspause in der City von Düren ging es über schöne Radwege zurück ins Rheinland. Als wir in Bergisch Gladbach ankamen, hatten wir 115 Km auf dem Tacho. Das war ein sportlicher Abschluss unsere Eifel-Reise.
Fazit:
Bestes Wetter, viele schöne Eindrücke, keine Fahrradpanne, kein Sturz. Alle sind heil und zufrieden und zu Hause angekommen. Es war eine harmonische und sehr aktive Gruppe. Wir haben uns sehr wohl gefühlt. Für die Mitgestaltung der Reise und für die vielen schönen Fotos möchten wir uns bei allen Teilnehmer*innen ganz herzlich bedanken.
Inga Terber & Jupp Sabrowski